Damenrede aus Anlaß des Geburtstags unserer lieben Freundin
gehalten 2002 vor einer hochverehrlichen Tafelrunde von Alfred Becker
Liebe Freundin, Du Mittel- Glanz- und Höhepunkt des heutigen Tages!
Hochverehrliche, festliche Tafelrunde
Meine sehr verehrten, lieben Damen,
Es hat mir eine Ehre und Freude zu sein, mich heute Abend an Sie wenden dürfen zu müssen! Wie mir eine solche Ehre zuteilwerden konnte, ist mir jedoch unerklärlich.
Zum einen bin ich im Reden völlig unbewandert, zum anderen (dies ist ja eine Rede an, oder besser, über die DAMEN) fehlt mir schlichtweg die Kenntnis der – wenn ich so sagen darf – Materie. Es heißt doch ganz richtig so:
„Nur vom Bett, in dem du geschlafen hast, kennst du die Flöhe.“
Und bei 3,5 Milliarden Frauen auf Gottes Erde verlöre man schnell die Übersicht über die Flöhe!
So bleibe ein jeder artig unter seinem eigenen Laken, getreu dem anderen Wort, das da sagt: „Man soll die Bettdecke nicht wegwerfen, bloß um die Flöhe loszuwerden.“
Verzichten wir also auf empirische Grundlagenforschung.
„Was also tun?“ fragt nicht nur Zeus, wenn Mann das Phänomen „Frau“ begreifen will. Mann greift zur Bettlektüre und vertieft sich in literarische Unterlagen. Und diese reichen von Adam – „Beiß nicht in jeden Apfel!“ – bis Zarathustra – „Wenn du zum Weibe gehst, vergiß das Scheckbuch nicht!“ – oder so ähnlich.
Schnell erkennen wir beim literarischen Studium der Frauen vergangener Tage, daß selbst unsere Altvorderen vor einem Rätsel standen, gleichsam vor einer Sphinx.
Wie klar ist dagegen ist das Mannesbild! Martin Luther definiert es so:
„Wer mit 20 nicht schön, mit 30 nicht stark, mit 40 nicht klug, mit 50 nicht reich ist, der braucht hernach nichts mehr zu hoffen. ... Mit 60 sagt er: ‚Wär ich nur fromm geworden ...‘ – Willst du alt werden, behalte den Kragen warm, fülle nicht so sehr den Darm, komm der Grete nicht zu nah, also wirst Du langsam grau.“
Auf das Weib übertragen, hieße das vielleicht:
„Wenn eine mit 20 nicht schön, mit 30 nicht blond, und mit 40 ihr blondes Haar nicht unter der Haube ist, dann ist sie mit 50 nicht reich und denkt mit 60: „Ach, wär’ ich doch nur ein richtiges Luder gewesen.“
Ein solche Umdeutung, läge mir fern, allerdings könnte sie vom Bruder Martin höchst selbst stammen, sagt er doch:
„Es gibt kein Rock noch Kleid, das einer Frau oder Jungfrau schlechter paßt, als daß sie klug sein will.“
Jedoch schätzt er andere Tugenden recht hoch ein, wenn er schreibt:
„Ein Weib ist ein freundlicher, unterhaltender Lebenskamerad. Weiber tragen Kinder und ziehen sie auf, - regieren das Haus und teilen ordentlich ein, was der Mann verdient, daß nichts unnütz vertan wird und jeder bekommt, was ihm gebührt. Daher werden sie vom Heiligen Geist ‚Ehre des Hauses‘ genannt, daß sie des Hauses Ehre, Schmuck und Zierde sein sollen.“ Und an anderer Stelle meint er: „Stellt Euch vor, das weibliche Geschlecht wäre nicht vorhanden: Es bricht zusammen, das Hauswesen und alles, was zur Wirtschaft gehört, - es brechen zusammen die Staaten und Gemeinwesen. Darum kann die Welt der Weiber nicht entraten, selbst wenn die Männer aus eigener Kraft Kinder erzeugen könnten.“
Dennoch, auch Luther hatte mit dem Phänomen Weib so seine Probleme. Um dem auf den Grund zu gehen, heiratete der frühere Mönch die Ex-Nonne Katharina von Bora, was ihn letztendlich zu der Erkenntnis führte:
„Wenn i c h noch einmal freien sollte, so wollte ich mir ein gehorsames Weib aus einem Stein hauen; sonst habe ich verzweifelt an aller Weiber Ungehorsam!“
Soweit dieser fromme Gottesmann.
Wie nähern sich nun unsere weniger frommen Zeitgenossen dem Problem? Da es schließlich keine Packungsbeilage für das Modell „Frau 2000“ gibt, befragen wir also unseren Arzt und/oder Apotheker. Was also tun die?
Der Mediziner trägt ihr auf, sich freizumachen, um ihr dann sein eiskaltes Stethoskop genüßlich auf das heftig pochende, heiße Herz zu drücken. Zunge zeigen, „A“ sagen! Und wer „A“ sagt, muß auch „B“ sagen. Der Pillendreher hingegen greift in seine Schublade und fischt eine Probepackung heraus. – Aspirin. – Für den Ehemann!
Der Chemiker würde vielleicht ihre Molekularstruktur und Verbindungsfreudigkeit analysieren wollen. Sein Freund, der Jurist, ist der einzige, der das Klagen liebt, und so schätzt er freudig den Streitwert der Schönen. Ihr Fall könnte den Physiker interessieren, wenn auch eher unter dem Aspekt der Gravitation, während der Mathematiker lieber ihre Berechenbarkeit überprüft. Nach allen Bruch- und Wurzelrechnungen (unter Beachtung der Potenz) kommt er zu der Erkenntnisformel: Unberechenbar 3.
Der Ingenieur beäugt ihre Statik und fragt sich, ob das noch selbstragend oder schon sanierungsbedürftig ist, wobei sich die Abrißfrage wegen des Denkmalschutzes nicht stellt.
Ganz anders aber Wirtschaft und Politik. Der Geschäftsmann schätzt den Markt- und Zeitwert, kalkuliert den Verlustvortrag und überdenkt die Abschreibung, während der Grüne ihre Ausstrahlung und Umweltverträglichkeit, z.B. Recyclingfähigkeit, prüft.
Ich, der Philologe, kann mit all dem nichts anfangen. Ich sehe sie, die Eva, das Gretchen und sage fasziniert: „Verweile doch, du bist so schön!“ Dem Faust hätte das die Seele gekostet!
„Hab nun, ach, Philosophie, Pädagogik, Anglistik, Germanistik, Historie
und leider auch Theologie durchaus studiert mit heißem Bemühen...“
Wer eifrig strebend sich bemüht, den können wir erlösen,
Kriegt Antwort wohl auf Frage nach dem Guten und dem Bösen.
Der Theologe weiß es ganz genau,
Eva war die erste Frau.
Und mithinnen
Will mit ihr ich nun beginnen:
Der Herr schuf einst das Weib
dem Adam so zum Zeitvertreib,
doch kaum allein in Edens Garten,
konnte sie es nicht erwarten,
hinter Adams Rücken
verbotnes Obst zu pflücken,
was für den armen Mann dann hieß:
„Raus aus deinem Paradies!“
Bald schon ward aus Adams Rippe
dem Sokrates ein Weib, Xantippe.
Die nörgelte, schalt und zankte,
daß Sokrates den Häschern dankte,
die ihn den gift’gen Becher trinken hießen
und dann in Ruhe sterben ließen.
Als Samson Dalila begattete
- was sichtlich ihn ermattete -
und in den Schlaf gesunken war,
da stahl die Schöne ihm das Haar
und damit auch – Mann, merke! –
dem Supermann die Stärke.
Kahlköpfig wurde er im Nu
ein Männlein, so wie ich und du.
Die schöne Helena hörnte ihren Gatten,
lustwandelnd so in Trojens Schatten,
mit Paris, antiker Beau und toller Typ,
Dem Menelaos war das gar nicht lieb.
Er sammelte, entsetzlich sauer,
in Hellas jede Menge power
und zog mit manchem wackren Held’
gen Ilios sodann ins Feld.
Wir kennen mit dem Pferd die Masche,
Troja fiel in Schutt und Asche.
Helena konnt’ später noch in Rente geh’n,
um die Helden aber war’s gescheh’n.
Königin und gern auch Weib
war Kleopatra mit Kopf und Leib.
Für’s Vaterland ging sie ins Bett,
und fand den Julius Cäsar richtig nett.
Als der sein Leben jäh verloren,
hat den Antonius sie erkoren.
Dem entglitt mit Rom, das Reich und Theben,
und am Ende obendrein das Leben.
Und mit tränenfeuchter Wange
griff die Kleo dann zur Schlange.
Doch die Schöne war geliftet,
es starb die Natter, silikonvergiftet.
Es biß die Schlange auch
Eurydike in den Bauch
– dorthin mehr des Reimes wegen –
ja, es kam ihr ungelegen,
und sie nervte ihren Gatten:
„Orphy, hol mich aus dem Reich der Schatten!“
Dieser folgte wen’ger seinem Drange
als vielmehr sozialem Zwange.
Orpheus stieg zum Hades nieder,
grölte lauthals seine Lieder,
erhielt die Frau auf das Versprechen,
unverzüglich aufzubrechen.
Auf ihr Bitten und ihr Flehen
hat er sich dann umgesehen.
Darauf schied sie aus dem Leben,
ihrem Gatten hat man’s nie vergeben.
Er wurde, wie wir alle wissen,
von Bacchantinnen zerrissen.
Brunhild einst mit Kriemhild stritt,
wodurch die Freundschaft spürbar litt.
Statt sich wieder zu vertragen,
dingte Brunhild Ritter Hagen;
der schickte Siegfried in den Tod,
Witwe Kriemhild sah nun rot,
denn auch der Schatz, einst ihr geschenkt,
liegt tief unten in dem Rhein versenkt.
Und so, auf ihr Wort und Zeichen,
türmten sich Burgunderleichen.
Sollt’s heut abend welche geben,
sind die morgen noch am Leben.
Gesche Gottsched wurde stadtbekannt,
weil sie stets ein Mittel fand,
dienlich der Familienplanung,
dies, ihr Herren, euch zur Warnung!
Wem zum Manne sie genommen,
dem ist das meistens schlecht bekommen;
senkte sie doch recht durchtrieben,
mittels Gift die Zahl der Lieben.
„Mitgift“ ist ein goldnes Wort,
doch bei Gesche hieß es Mord.
Viele wären noch zu nennen,
Frauen, die wir alle kennen:
Angy Merkel, Maggy Thatcher,
Petra Roth und Ireen Fletcher,
doch wer kennt schon deren Mann?
Kommt’s auf den nun nicht mehr an?
Selbst die gute alte Queen,
könnte es auch ohne ihn.
Lieben Gabi Bauer, Gundi Gause
ihre Männer in der Sendepause?
In der hohen Frauen Schatten
siechen hin die blassen Gatten!
Manch eine Frau ist so emanzipiert,
daß sie auch kein Partner ziert.
Doch wenn ein mut’ger Mann sie freit,
pocht sie stets auf Sachlichkeit.
So träumt ihr Macho beim Geschmuse
vom Katalog „Beate Uhse“.
Doch Eva hat auch nette Gören,
Frauen, die den Mann betören,
lieben, um geliebt zu werden,
Paradies zu schaffen, ihm auf Erden.
„Wo?“ fragt Adam ziemlich dumm.
„Oh, du Trottel, schau dich um.
Siehst du nicht, du blöder Bengel?
Der ganze Raum ist voller Engel!
Wir wollen das Gesagte nun begießen,
und mit einem Lutherwort schließen,
eine Sentenz, die auch ein Kochrezept ist:
„Der Wein erfreut des Menschen Herz!
Für die Toten Wein, für die Lebenden Wasser?
Das ist eine Vorschrift für die Fische!“
Wir Männer sind kein Fische, und erst recht keine Frösche.
Es möchte hingehen, wenn wir beim ersten Kuß ein Prinz würden.
Aber wenn wir Prinzen sind, dann könnte uns auch das gegenteilige Schicksal ereilen.
Tja, und dann müßten wir uns vor dem Klapperstorch fürchten.
Das aber sollten wir lieber unseren Engeln überlassen.
Also, Wein für die Lebenden!
Erheben wir uns und unsere Gläser, meine Herren, und wenden wir uns unseren Genien zu.
Wenn sie uns das Paradies auf Erden bereiten, dann wollen wir für sie die Sterne vom Himmel holen, damit sie sich bei uns ein wenig zuhause fühlen!
Wir trinken auf das Wohl unserer Engel!
Sehr zum Segen! Prost!
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