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Scherben klirren vor Eurer Tür,
Auf 50 Ehejahre blickt Ihr nun zurück,
Klaus, Axel und mich begleiten
Hier spricht Veronika, mein bestes Stück:
Das meint dem Axel seine Inge:
Und das sagt die Inge von dem Klaus:
Nun greift Ihr schnell zum Besen,
Wir wollen unser Glas nun heben,
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die „MS Markert“ 1958 – 2008
Ihr Lieben, Karin & Rolf, Begleiten Sie mich jetzt, liebe Festversammlung, an Bord des Traumschiffs, auf dem die beiden zu Hause sind. Es ist schon ein betagteres Fahrzeug, - wie sonst hätte man darauf das Goldene Patent machen können? Es war so um 1940, als es vom Stapel lief und am Ausrüstungskai festmachte. Vielleicht ein KdF Schiff, wer weiß? War es so, dann fehlten natürlich nicht markige Ansprachen, fröhlich-laute Marschmusik und Fahnen. Sicher feierten die Werftarbeiter und das gemeine Volk mit Würstchen und Bier, das gab es noch reichlich. Auch Champagner und Austern aus Frankreich wurden gereicht, aber das nur an die besonders Geladenen in den schnittigen braunen und schwarzen Uniformen, bestückt mit Parteiabzeichen, Orden und Ehrenzeichen. Was kann das Schiff dafür? Als alle Gäste gegangen waren – die einen, weil es nichts mehr zu essen gab, die anderen, weil sie zur nächsten Veranstaltung mußten, um mehr Champagner und Austern zu naschen, da hockte am Ausrüstungskai ein kleines Wesen, ein Mädchen. Genau hingeschaut: ein Klabautermädchen. Die Kleine ließ ihre Blicke sehnsüchtig die Bordwand hochwandern, so sind Klabauterkinder nun mal. Die breite Gangway hatten die Werftarbeiter weggerollt und in der Halle eingeschlossen, bevor sie sich mit unsicherem Gang oder kurviger Fahrradspur auf den Heimweg machten.
Ratlos blickte sich das Kind um. Dahinten, zwischen den Wildrosen, stand ein alter ein älterer Mann. Seinem Aussehen nach war er ein Matrose, blaue Seemannskluft, ein Akkordeon auf dem Rücken, Pfeife im Mund einen schweren Hammer in der Hand.
Und der Richtige kam. Ein junger Mann, der die Tanks reinigen und nach dem Rechten sehen sollte.
Der junge Mann beschloß an Bord zu bleiben und es sich hier gemütlich zu machen. Sein sächsischer Akzent verriet, daß er „herübergemacht“ hatte. Und so beugte er sich wieder über seine Entwürfe. Abends legte er seine Pläne auf den Tisch in der Messe, und wenn er morgens aus der Koje kroch, sahen die etwas anders aus. Es gab eine Kombüse und eine Musikecke, Ein Bücherregal und ein …. Kinderbettchen! Unbegreiflich!
So beschloß er, in der kommenden Nacht nur so zu tun, als ob er schliefe. Fast wäre er doch entschlummert, da huschte ein Schatten – wie aus dem Nichts gekommen – an ihm vorbei zum Schreibtisch. Die Papiere wurden gedreht und gewendet. Dann aber rutschte dem Klabautermädchen die Kappe vom Kopf und wurde damit sichtbar. Klabauterkinder wachsen schnell heran, und so war sie tatsächlich eher eine Feenmädchen als ein Koboldkind. Der junge Mann bekam fast einen Herzanfall. „Die muß ich mir mal näher ansehen!“
Ich möcht' gern dein Herz klopfen hör'n
Und sagst dann du hast mich so gern
Die Überraschung war gelungen. Karin ließ die Papiere fallen und ergab sich ohne Widerrede. Rolf – so hieß der junge Mann – hatte das schlanke Ding fest im Griff und dachte: Die will ich haben. Die oder keine!
Wegen der Gänseblümchen und Schmetterlinge bedurfte es auch keiner großen Überredungs-künste, und so zog sie ihr Blüschen hoch, und flötete:
Klabauterkinder sind eben nicht nur fröhlich, sondern auch ganz folgsam und gaanz lieb. Und so kam es, daß Rolf ein HPF-Agent wurde und viele „Alles-Wird-Gut-Pakete“ verkaufte, wodurch es ihm möglich wurde, das ersehnte Planschbecken auf dem Achterdeck in Auftrag zu geben. Und nun kamen wieder die Handwerker an Bord, bohrten und sägten, daß man seine reine Freude am Müll haben konnte. Und noch heute, als älterer Herr, macht er jedem bewußt, daß Hokus-Pokus-Fidibus kein fauler Zauber ist, sondern eine Lebensnotwendigkeit. Ich kann euch versichern, das stimmt. Wenigstens für den einen, manchmal aber auch für den anderen, im schönsten Fall für beide. 1958 war das Schiff weitgehend seetüchtig, wenn auch längst nicht fertig. Nun hatte Rolf soviel Treibstoff gebunkert – andere würden es Triebstoff nennen – daß es ihn nicht mehr am längst vergessenen Ausrüstungskai hielt. Und so holte er den Anker ein, um mit der „Fröhlich“ auf Jungfernfahrt zu gehen. Am Anleger standen die Freunde, warfen Blumen hinterher und winkten. „Allzeit gute Fahrt!“ „Mast- und Schotbruch!“ Und sie sangen „Junge, komm bald wieder …“, denn das war der Schlager jener Tage. Freddy Quinn. Da wurde selbst das Klabauterfräulein schwach. Ohne in die Einzelheiten zu gehen, sollte ich doch anmerken, daß die “ MS Fröhlich“ – so hieß der schmucke Dampfer ja noch – bei einem waghalsigen Manöver gegen die Hafenmauer gebumst war. Vielleicht ist es bei Klabauterfrauen so, jedenfalls war der Bug nicht eingebeult. Im Gegenteil. Das mag an der Statik der “ MS Fröhlich“ liegen, aber die Delle wurde zur Beule, und als die beiden im Hafen der Ehe einliefen, wo die „MS Fröhlich“ in die „MS Markert“ umgetauft wurde – MS steht für Mutterschiff – da lief dann auch ein kleines Beiboot, die „Claudia“ vom Slip. Und wie es nun mal in Märchen ist, so wachsen auch die Schiffe heran. Die „Claudia“ ist heute ein schmuckes Schulschiff, das unter dem Kommando von Kapitän Manni fährt. Die „Markert“ mußte in den vergangenen 50 Jahren durch manche schwere See, schrammte an der einen oder anderen Klippe vorbei und saß bei Niedrigwasser auf dieser oder jener Sandbank fest. Freude und Leid sind Geschwister, und ohne das eine ist das andere nicht zu haben. Gewöhnlich aber kreuzt sie unter südlicher Sonne, kennt die Palmen-strände der Karibik und die Eisberge der Antarktis. Sie legt in den Häfen der Welt an, wo Karin in den Basaren die Kleider und Handtaschen, Schuhe und Schmuck mit Kennerblick prüft. Und mit einem Zauber-wort hat sie’s schon: „Rolli, mein Schatz, in meinen Klamotten seh ich aus wie Modda Moff!“ Karins Kleiderschrank ist daher so etwas wie die Uno-Vollversammlung.
Immer wenn die „MS Markert“ zum Heimathafen zurückkommt, dann geben Karin und Rolf ein Fest mit allem, was die Kombüse hergibt und für alle, die in der Messe Platz finden, Verwandte, Nachbarn und Freunde. Über das Deck zieht dann
der Geruch von Gegrilltem, auf den Tischen Salate, Brote, Früchte, Kuchen und was das Herz sonst noch begehren könnte. Ist die Meute satt, dann greift Karin zur Quetschkommode. Mal steht sie allein auf der Musikempore, mal spielt sie auch mit Romeo und seinem Damentrio.
Die Geschichte Eures Traumschiffs soll noch viele Logbücher füllen, wobei wir gerne den einen oder anderen Absatz in farbiger Tinte hinzufügen möchten. Wenn eines fernen Tages eine Märchentante daraus vorliest, dann sagt sie: *Winzer Heußler, damals Weinbetanker der "MS Markert" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Fünf Jahrzehnte sind vergangen,
Heute ist sie eine reife Frau,
Sie ist der Eltern Augenstern,
50 Jahre, die dir noch beschieden, ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Eiserne Hochzeit (65 Jahre)
Karin und Rolf, ihr lieben beiden, |
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